Lasst uns Wunder­kammern bauen – wir werden sie brauchen! Ein Plädoyer für Vor­halt­igkeit.

Während wir als Gesellschaft Nachhaltigkeit einigermaßen indoktriniert haben, stehen wir in Sachen Vorhaltigkeit noch nicht mal am Anfang. Wenn wir Ideen bergen, Kuriositäten sammeln und sie in einer Wunderkammer mit bestehendem Wissen kreuzen, entfaltet sich eine Kraft, die vorhaltiges Denken und nachhaltiges Handeln ermöglicht.

Seit mittlerweile 20 Jahren befasse ich mich intensiv und bewusst mit der Schaffung und dem Design spezifischer Ökologien und deren Wirkweise; mit holistischen Raumkonzepten, die Fragen und Antworten erzeugen; mit Inkubatoren, Hubs, Innovationsfabriken, Grand Garagen, Bildungsorten, Museen und Wunderkammern. Und das in unterschiedlichen Funktionen: als Gründungsdirektor der Tabakfabrik Linz, Intendant des Theater Hausruck, Consultant für österreichische Bundesländer, Städte, Firmen oder als Chief Visionary Officer für CMb.Industries sowie der Delta Gruppe.

Vor- und Nachdenken

In einer immer dynamischeren Welt, die von ständigem Wandel herausgefordert ist, wird es bedeutend wichtiger, nachhaltige, Lösungen zu finden, um eine lebenswerte, stabilere Zukunft in der Gegenwart zu gestalten. Doch wie können wir sicherstellen, dass wir über die notwendigen Mittel verfügen, um nachhaltiges Handeln zu unterstützen und universelle Ideen zu entwickeln? Eine mögliche Antwort liegt im Mindset der Vorhaltigkeit und in den dazugehörigen Vorratskammern.

Der Wert von Vorhaltigkeit

Das Wort Ressource kommt aus dem Französischen und bedeutet ursprünglich „hervorquellen“. Weil Ressourcen nicht bearbeitet sind, nennt man sie auch „Roh“-stoffe. Wenn wir also an Ressourcen denken, kommen uns oft natürliche Ressourcen wie Wasser oder Holz in den Sinn. Rohstoffe, die man lagern, abfüllen oder verstauen kann.

Doch es gibt noch eine andere Art von natürlichen Rohstoffen, die von gleich großer Bedeutung für uns Menschen sind: Gedanken, Geistesblitze, Eingebungen, Visionen oder kreative Ideen – oft abgetan als unnötige Kuriositäten. Diese immateriellen Ressourcen sollten ebenfalls als rohe Stoffe betrachtet werden, die wir für eine gedeihliche Entwicklung benötigen und in einer Vorratskammer vorhaltig sind. Wir dürfen darüber nachdenken, ob es sich dabei um sogenannte Supercomputer mit KI- Anwendung handelt, Universitäten, Garagen, Werkstätten oder – wie ich denke – ein Mixed-Use Konzept benötigt. Also: Sowohl als auch!

Diese Vorratskammern sollen Kuriositätenkabinette sein, die keiner musealen Ausstellungslogik folgen. Im 16. Jahrhundert wurden diese Wunderkammern genutzt, um seltene und ungewöhnliche Objekte aus Natur, Kunst, Wissenschaft und Kultur zu sammeln. Der Zweck bestand darin, Wissen zu erweitern, die Welt zu erforschen und Faszination zu wecken. Sie erzeugen also Assoziationen, Neukombinationen und Handeln – vorhaltiges Handeln, das in nachhaltige Praktiken mündet. So können wir die Probleme der Zukunft lösen sowie Neu- und Gutartiges vorantreiben.

Vorhaltigkeit als Investition

Die Vorhaltigkeit von Ressourcen erfordert kontinuierliche Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung. Und dies vor allem in die Entfaltung von Menschen. Nur durch das Befüllen und Pflegen unserer „Vorratskammer der guten Ideen“ können wir sicherstellen, dass wir über das notwendige Wissen und die Technologien verfügen, um nachhaltige Lösungen zu finden. Bildungseinrichtungen, Hubs und Innovationsräume spielen dabei eine immer entscheidendere Rolle, indem sie einen Raum schaffen, in dem Ideen gedeihen und Wirkmächtigkeit entfaltet werden kann. Dies sind Räume mit hervorragender Infrastruktur, Kollaboration, einer Mission, Talenten, Toleranz und Technologie.

Prototypische und utopische Ideen

Die Vorratskammer der guten Ideen umfasst sowohl prototypische als auch utopische Konzepte. Prototypische Ideen sind pragmatische Lösungsansätze, die auf aktuellen Kenntnissen und Technologien basieren. Sie können sofort umgesetzt werden und tragen unmittelbar zur Nachhaltigkeit bei. Utopische Ideen hingegen sind visionäre Konzepte, die eine ideale Zukunft darstellen. Sie dienen als Inspiration und geben uns eine Richtung vor, in die wir streben können. Beide Arten von Ideen sind wertvoll und notwendig, um eine nachhaltige Gesellschaft aufzubauen.

Gesellschaftliche Wirkmächtigkeit

Die Vorratskammer der guten Ideen dient nicht nur als Sammlung von Ressourcen, sondern auch als Ort der gesellschaftlichen Wirkmächtigkeit. Hier kommen Menschen zusammen, um Ideen auszutauschen, zu kooperieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Durch den Aufbau von Hubs, Bildungseinrichtungen und Innovationsräumen schaffen wir Stätten, an denen sich eine gute Zukunft generiert. Sie werden zu Katalysatoren für Veränderungen und bieten Raum für gemeinsame Innovation.

Fazit

Die Vorhaltigkeit von Ressourcen als Vorratskammer der guten Ideen ist ein wesentlicher Baustein für nachhaltiges Handeln und eine lebenswerte Zukunft. Indem wir in Bildung, Forschung und Entwicklung investieren, schaffen wir die Grundlage für innovative Lösungen und gesellschaftliche Veränderungen. Die Kombination von prototypischen und utopischen Ideen ermöglicht es uns, pragmatische Schritte zu unternehmen und gleichzeitig eine inspirierende Vision zu verfolgen.

Mein Plädoyer: Lasst uns die Vorratskammer der guten Ideen gemeinsam füllen und so eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft aufbauen.