31 Dez. From Roma with Love!
2025 begeht die Katholische Kirche das „Heilige Jahr“. Papst Franziskus hat das Jubiläumsjahr an Heiligabend mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom begonnen. Der Vatikan rechnet mit rund 45 Millionen Pilgerinnen und Pilgern, Besucherinnen und Besuchern, die nach Rom kommen werden. Der Leitspruch des Jahres lautet „Pilger der Hoffnung“.
Ende 2024 wurde ich zum „Wallfahrer der Inspiration“. Rom bietet sich da in jeder Hinsicht und in jedem Kontext an. Die ewige Stadt ist in jeder Pore und Epoche ein Zeugnis für die Schaffenskraft der Menschheit.
Zukunftsarchäologie im Zeichen der Hoffnung.
Die „Hauptstadt der Welt“ ist gerade für mich als Entwickler von Orten, Räumen und Immobilien mit speziellen Ausprägungen und Brownfield-Transformationen, besonders. Befindet sich doch das Grabmal von Raffael Santi im Pantheon, einem der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike, das mehr als 1700 Jahre lang, bezogen auf den Innendurchmesser, die größte Kuppel der Welt für sich beanspruchen konnte. 17 Jahrhunderte lang, was für eine Leistung. Welch eine Andachtsstätte für diesen Kreativen!
Santi galt lange als größter Maler aller Zeiten, leitete den Bau des Petersdoms in Rom und erlangte nicht zuletzt mit seinen Madonnenbildern große Berühmtheit: Raffael Santi, geboren 1483 in Urbino in den Marken, verstorben nur 37 Jahre später in Rom, war einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance – und ist heute, auf diesen Aspekt geht der Blogbeitrag Der göttliche Raffael Santi und seine Autopsie der Antike ein, mein Säulenheiliger der Brownfield-Entwicklung.
Magie der Vergangenheit, Wunsch an das Neue.
Aus diesem Raffael’schen Lehrstück über die Magie der Vergangenheit, eine für mich wesentliche Entdeckung der letzten Jahre, ist mir das Prinzip meiner Arbeit auf den »Brownfields« dieser Welt erwachsen, den industriellen, architektonischen und historischen Brachflächen, die im Sinne ökonomisch-ökologischer Nachhaltigkeit einer neuen Nutzung zugeführt werden sollen: Suche nach dem Vergangenen im Gegenwärtigen, so zeigt sich die Schablone des Zukünftigen. Dieser Fundamentalsatz der Zukunftsarchäologie, wie ich meine Disziplin benennen möchte, führt in seiner Anwendung, so die These, in eine Zukunft, die den Prüfsteinen des Gedeihlichen, des Guten standhält: Modernität und Menschlichkeit.
Brownfield-Entwicklung heißt immer, Geschichte zu entdecken, Herkunft erforschen, Zukunft herstellen – eine Überführung in neue Nutzung. Das Neue ist nicht möglich ohne das Alte. 2025 nicht ohne 2024. Geburt nicht ohne Tod. Leben nicht ohne Hoffnung. Kreativität nicht ohne Inspiration.
1833 wurden die Gebeine von Raphael Santi im Pantheon exhumiert. Die Malerei Schüler der Akademie in San Luca sollten eines Tages in einer langen Reihe vor Raphaels Schädel antreten, mit dem Zeichenstift in der Hand. Könnte es sein, dass sich die göttliche Inspiration aus einem Schädel auf Kunststudenten überträgt? Einer nach dem anderen berührte den Schädel in der Hoffnung die Erleuchtung für die eigene Kunst zu erhalten und dass etwas von der Perfektion und Inspiration, die Raffael in sich hatte, übertragen würde.
Wer weiß, vielleicht stehe ich ja aus ähnlichen Gründen vor dem Sarkophag von „Il divino“, dem Göttlichen.
Wie dem auch sein,
Grazie Roma, grazie Raffaello.
Un felice anno nuovo a tutti voi.
Modernità e umanità per il mondo.
From Roma with Love,
Chris Müller